Ioan Sbarciu vor seinem Gemälde „Eschenwald Nocturne 7“, 200 x 300 cm, Foto: Eva da Silva

Ioan Sbârciu – Abstract Perfection

Der 1948 im rumänischen Feldru geborene Maler zählt heute zu den bedeutendsten zeitgenössischen Künstlern seines Landes. Als Rektor der Universität für Kunst und Design in Cluj-Napoca und Vorsitzender der Union der bildenden Künstler Rumäniens ist Ioan Sbârciu auch international vernetzt und initiiert Forschungsprojekte mit Institutionen in Europa und den Vereinigten Staaten. Viele Künstler waren in seiner Meisterklasse, unter anderen auch die heute international renommierten Maler Victor Man und Adrian Ghenie.

Seine Werke wurden in Galerien und Museen für zeitgenössische Kunst in Barcelona, Malmö, Nantes Paris, Nürnberg Köln und Venedig ausgestellt. Die Präsentation in der Galerie ARTOSPHÄRE ist seine erste Einzelausstellung in Österreich.

Ich interessiere mich sehr für Geheimnisse. Ich bin beeindruckt, ich war schon immer beeindruckt von etwas, das ein Geheimnis enthält. Ich bleibe ein Romantiker, aber das Geheimnisvolle ist das Erste, was ich verfolge.

Ioan Sbârciu schafft es dieses Geheimnis durch eine perfekt inszenierte Atmosphäre in seinen Gemälden uns zu vermitteln. Aus dem Bauchgefühl heraus baut er seine Bilder auf: Es ist ein „inszenierter Zufall“, wenn am Anfang die ineinanderfließenden und sich in Schichten überlagernden Farben die Bildgegebenheiten definieren und letztlich aber durch bewusst gesetzte „Schlussakkorde“ die Malerei vollendet wird. Die reinbunten Akzente tanzen geradezu auf dem meist in Braun- und Grautönen zurückgenommen Grundkolorit. Wenn man den Pinselstrichen auf den Leinwänden folgt und musikalische Noten im Kopf hat, werden die Farbspuren zu Tanzschritten, oder sie agieren wie Schauspieler auf einer Bühne. Die Finesse der gemalten Oberfläche fordert uns Betrachter heraus: Man braucht Zeit und Geduld, die Strukturen zu entdecken und zu verinnerlichen. Unser Auge prüft, unser Gehirn triumphiert!

Ioan Sbârciu reizt das Medium der Malerei aus: er malt auf verschiedenen Materialien und mischt oft Ölfarbe mit so alltäglichen, unerwarteten und sinnlichen Materialien wie Sand und Asche, oder er klebt ein im Licht reflektierendes Stanniolpapier auf. Es ist die neugierige Herangehensweise eines Zauberlehrlings, die seine geheimnisvollen, romantischen Gemälde entstehen lassen. Viele Gemälde von Ioan Sbârciu wirken kraftvoll monumental, besitzen eine dramatische Dimension, und offenbaren im Detail dennoch eine überraschende Feinheit. Aus der Distanz betrachten wir den gesamten Makrokosmos, Ioan Sbârcius Bildgewalt als Ganzes und in der Nahsicht offenbart sich ein eigener Mikrokosmos: jeder Ausschnitt ist ein Bild für sich. Die Feinheiten seiner chromatischen Gegenüberstellungen führen zu einem kraftvollen und immer ästhetischen Gesamteindruck, der aus der Spannung heraus entsteht.

Ioan Sbârciu betont gerne die Romantik in seinen Landschaftsgemälden und seine Gefühle während des Malvorganges, die eine Botschaft der Liebe sind:

Das Wichtigste nach der Gesundheit ist die Liebe. Ich möchte diese Botschaft der Liebe durch meine Arbeit vermitteln. Selbst eine Geste der Hingabe ist eine große Tugend, die Tugend der Großzügigkeit. Mit kleinen Gesten wie dieser unterstreichen wir diese Qualität der Liebe. Ich denke, ich möchte dies vor allem durch die Welt der Farben, der Gesten, durch die Atmosphäre und einen Zustand der Anmut vermitteln, in dem der Künstler innehält und das Werk als beendet betrachtet, nicht mehr daran arbeitet. In dem Moment, in dem ich arbeite, bin ich mit Liebe aufgeladen, also muss sie auf die eine oder andere Weise noch durchscheinen.

Die Liebe ist immer geheimnisvoll! Aber gerade in Zeiten der Unsicherheit und des Krieges in der Ukraine mit all seinen Folgen können wir uns dem Plädoyer Ioan Sbârcius nur anschließen.

Andreas Strohhammer

Ioan Sbarciu: Das vergessene Dorf, 100 x 100 cm, Ioan Sbaricu: Eschenwald 20, 200 x 300 cm, Foto: Eva da Silva

Ioan Sbarciu: Eschenwald Landschaft, 80 x 90 cm, Foto: Eva da Silva